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1806 an. Diese wurden von alten, unentschlossenen Generalen geführt, hatten uoch die alte, schwerfällige Ausrüstung und waren mit der neuen Kriegsweise nicht bekannt. Sie pochten auf den Ruhm Friedrichs des Großen und verachteten die Franzosen. Diese aber waren zweckmäßig ausgerüstet, von einem großen Feldherrn geführt und siegesgewiß.
Gleich im Anfange der Schlacht verwundete ein Schuß in die Augen den Oberfeldherrn tödlich. Verwirrung kam in das Heer. Ohne Plan und ohne sich gegenseitig zu unterstützen, schlugen sich die einzelnen Haufen wohl tapfer, aber endlich lief alles, was laufen konnte. In 14 Tagen war Napoleon in Berlin. Der Befehlshaber der Stadt mahnte die Bürger, die steh mutig verteidigen wollten: „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht!"
Die Festungen fielen wie Kartenhäuser, und die Soldalenhaufeu ergaben sich wie Schafherden. Napoleon spottete: „Da die Husaren Festungen einnehmen, kann ich meine Kanonen einfchmelzen lassen!" Die Königsfamilie floh in der Unbill des Winters bis nach Ostpreußen. Nur einzelne Führer retteten die preußische Waffeuehre, so der alte Blücher. Tapfer verteidigt wurden die Festungen Grandenz, Kol-berg und Pillan. Dem alten Courbiere in Grandenz an der Weichfel ließen die Franzosen sagen: „Es gäbe keinen König von Preußen mehr!" Da antwortete er: „Nim, so werde ich versuchen, wie lange ich König von Grandenz sein kann!" Der Befehlshaber von Pillan, der Hafenstadt Königsbergs, stellte einen Sarg in die Mitte seiner Offiziere und sagte: „Lebendig übergebe ich diese Festung nicht! Wer mich überlebt, lege meine Gebeine in diesen Sarg!" „Preußen oder der Tod!" schwuren alle. Bei der Verteidigung Kolbergs zeichneten sich besonders der brave Bürger Nettelbeck und der Major Gneisenan aus.
Noch zwei blutige Schlachten wagten die Preußen mit den verbündeten Russen, aber ohne Erfolg. Im Frieden zu Tilsit, einer Stadt ant Niemen, verlor Preußen alles Land westlich von der Elbe, mußte 100 Millionen Mark Kriegskosten bezahlen und durfte nur 42000 Mauu Soldaten halten. Hochmütig fragte Napoleon die Königin Luife: „Wie konnten Sie wagen, mich anzugreifen?" Mutig antwortete ihm die edle Frau: „Dem Ruhme Friedrichs des Großen war es erlaubt, uns über uufere Kräfte zu täuschen, wenn wir uns anders getäuscht haben!"
Das verlorene Land gab Napoleon seinem jüngsten Bruder als Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel. Der neue König machte sich keine Sorgen um die Regierung, sondern feierte täglich fröhliche Feste. Man nannte ihn darum fpottweife den „König Lustick!"
7. Preußen erhob sich vom tiefen Fall. Aus dem Unglück erwuchs das Heil. Aus den Trümmern entstand ein neuer Staat. Der König berief den Minister von Stein an die Spitze der Geschäfte. Dieser ausgezeichnete Mann schaffte die Kriegskosten herbei und säuberte das Land von den fremden Blutsaugern. Die königliche Familie legte sich die größten Entbehrungen auf. Der König verkaufte ein goldenes
Pol a ck, Das erste Geschichtsbuch. 3
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Napoleon Napoleon Bürger_Nettelbeck Napoleon Friedrichs Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Ostpreußen Königsbergs Tilsit Westfalen Kassel
60
im Kriege. Die Hörigen standen im Schutze einzelner Patricier und
waren zu gewissen Diensten verpflichtet. Rechtlos waren die Sklaven.
Unter Ancus Marcius wurden die Bürger der unterworfenen latinischen
Städte in das römische Bürgerrecht ausgenommen, aber ohne das Recht,
ein Staatsamt zu bekleiden, und ohne Stimmrecht in den Volksver-
sammlungen; sie hießen Plebejer (von Plebs, d. h. niederes Volk).
In langen, zähen Kämpfen haben sie dann später den bevorzugten Pa-
trieiern ein Recht nach dem andern abgerungen, bis sie Gleichstellung
mit ihnen erkämpft hatten.
4. Wie Rom zur Republik ward. Servius Tullius teilte
das ganze Volk nach dem Vermögen in fünf Klassen, um die Leistungen
der Bürger für den Kriegsdienst und an Steuern festzustellen. Jeder
Römer war wehrpflichtig. Reiche dienten zu Roß, Ärmere zu Fuß.
Jeder rüstete sich nach seinem Vermögen. Ältere Bürger hatten als
eine Art Landwehr die Stadt zu verteidigen. Servius Tullius ließ
noch zwei Hügel bebauen und führte eine feste Mauer um die „Sieben-
hügelstadt". Ihn ermordete mit Zustimmung seiner Tochter Tullia
sein Schwiegersohn Tarquinius Superbus, d. h. der Stolze. Dieser
führte eine gewaltthätige Militärherrschaft ein und unterdrückte die Frei-
heiten des Volkes. Von seinen Verwandten entging bloß Brutus seiner
blutigen Hand, weil er sich blödsinnig stellte.
Während des Königs Heer eine Stadt belagerte, hatte sein jüngster
Sohn die edle Lucretia, des Collatinus Gattin, in frevelhafter Weise
beschimpft. Im Übermaße des Schmerzes und der Scham erstach sich
diese. Neben der Leiche auf dem Markte, mit dem blutigen Dolche in
der Hand, entstammte Brutus das Volk zur Vertreibung der Tyrannen.
Das Königtum wurde für ewige Zeiten abgeschafft, und Brutus und
510 Collatinus wurden als erste Konsuln der Republik gewählt (510).
(Die Geschichte Roms unter den sieben Königen und den ersten Kon-
suln ist so von der Sage ausgeschmückt, daß es schwer, ja unmöglich ist,
Wahrheit und Dichtung scharf auseinander zu halten. Erst in der Zeit
des ersten punischen Krieges werden die Geschichtsquellen zuverlässiger.)
Fragen: Was begünstigte das Gedeihen Roms? — Was ist bezeichnend in
der Sagengeschichte Roms für den Charakter der Römer? — Welche Bedeutung
haben die Frauen in dieser Sagengeschichte? — Wie sind die Pflichten der Vestalin
auf jede Frau zu deuten? — Wie ist die Siebenhügelstadt gewachsen? — Was
bedeutet der offene, was der geschlossene Janustempel?
18. Äußere und innere Kämpft -er jungen Republik.
1. Äußere Kämpfe gegen Tarquinius und seine Helfer. Jüngere
Männer zettelten in Rom eine Verschwörung an, wodurch die Konsuln
beseitigt und die Tarquinier zurückgeführt werden sollten. Sie wurde
entdeckt und das Todesurteil über die Teilnehmer gesprochen. Sogar
zwei Söhne des Brutus waren darunter. Collatinus wollte sie retten,
aber Brutus sprach: „Als Vater möchte ich sie begnadigen, als Konsul
darf ich nicht." In der Schlacht am arsischen Walde durchbohrten
sich Brutus und ein Sohn des vertriebenen Tarquinius im Zweikampfe,
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Normet |itr süchehnten Ausiage.
Die ministeriellen Bestimmungen vom 31. Mai 1894 über das Mädchen-
schulwesen haben eine teilweise Umarbeitung der Geschichtsbilder, mannigfache
Ergänzungen und eine eigene Ausgabe für Mädchenschulen nötig gemacht.
a. Nach diesen Bestinunungen gilt als allgemeines Lehrziel: „Kennt-
nis der vaterländischen Geschichte. Bekanntschaft mit den wichtigsten Ereig-
nissen der alten Geschichte und mit denen der Geschichte der großen modernen
Kulturvölker, soweit diese für die vaterländische Geschichte von Bedeutung
sind. Der Unterricht erstrebt Stärkung und Vertiefung der Liebe zu Vater-
land, Heimat und Herrscherhaus, Verständnis für das Leben der Gegenwart
und die Aufgaben unseres Volkes. Dieser Aufgabe hat die Schule auch
mittelbar durch die Feier der vaterländischen Gedenktage zu genügen."
b. Lehraufgaben: „Der Geschichtsunterricht beginnt mit dem 2. Schul-
jahr der Mittelstufe. Er hat zunächst die Aufgabe, durch Lebensbilder der
hervorragendsten Gestalten unserer vaterländischen Geschichte, ganz besonders
der Herrscher und Herrscherinnen aus dem Hause Hohenzollern, und durch
anschauliche Darstellung klar begrenzter bedeutungsvoller Begebenheiten und
Zustände die Schülerinnen mit kräftigem persönlichen Interesse zu erfüllen
und ihnen die nötigen Halt- und Mittelpunkte zu geben. Der Unterricht
der Oberstufe hat Einzelnes auszuführen, den Zusammenhang herzustellen,
die kulturgeschichtlichen Ergänzungen zu geben; er mündet in eine zusammen-
hängende Darstellung der neusten deutschen Geschichte bis zur Gegenwart aus".
Klasse V und Iv: Lebensbilder aus der vaterländischen Geschichte bis
zur Gegenwart. — Deutsche Sagen.
(Für diese Stufe hat der Verfasser „Das erste Geschichtsbuch, ein
Lehr- und Lesebuch für den ersten Geschichtsunterricht im Anschluß an die
Heimatkunde", verfaßt*).
Klasse Iii: Die Hauptthatsachen der griechischen und der römischen Ge-
schichte unter Betonung des kulturgeschichtlichen, möglichst durch Anschauung
zu vermittelnden Stoffes, besonders der griechischen Kunst im Perikleischen,
der römischen Kultur im Augusteischen Zeitalter. — Römer und Germanen.
Klasse Ii: Deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden mit Hervor-
hebung der kulturgeschichtlichen Momente und des deutschen Frauenlebens.
Klasse I: Fortführung der deutschen Geschichte vom westfälischen Frieden
bis zur Gegenwart mit wachsender Hervorhebung der brandenburgisch-preu-
ßischen Geschichte. (Friedrich Wilhelm I., die Zeit Friedrichs des Großen, das
Zeitalter der französischen Revolution, der napoleonischen Herrschaft und der
Befreiungskriege, die Kämpfe von 1864,1866,1870,71; die Einigung Deutsch-
lands, das neue Reich und seine Entwickelung.) Ausblicke auf die Geschichte
Englands, Frankreichs, Italiens, Österreichs und der Vereinigten Staaten.
o. Methodische Bemerkungen (im Auszuge): „Dem Geschichtsunter-
richte fällt im Verein mit dem Unterrichte in der Religion und im Deutschen
*) 5. Auflage, mit 57 Abbildungen. Gera, Theod. Hofmann. 1899. Preis75pf., geb.90pf.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrichs Hofmann
2
Die eigentlichen Geschichtsquellen sind entweder mündliche Über-
lieferungen (Lieder, Sagen) oder absichtliche Aufzeichnungen (Annalen
oder Jahrbücher, Chroniken, Memoiren oder Denkwürdigkeiten, Streit-
schriften, Zeitungen re.). Diese Quellen müssen mit Vorsicht benutzt
werden, da in ihnen oft Gunst oder Haß die Feder geführt und die
Wahrheit gefärbt haben. Die historische Kritik hat genau zu prüfen,
ob eine Quelle echt oder gefälscht, vollständig oder durch Weglassungen
und Zusätze entstellt ist, ob die Thatsachen richtig oder falsch ausgefaßt,
parteiisch oder unparteiisch dargestellt sind. Sie sichtet Zufälliges von
Wesentlichem, sucht die treibenden Ursachen der Ereignisse und die Be-
weggründe der handelnden Personen, stellt den Zusammenhang her, er-
gänzt das Fehlende durch Schlüsse, berichtigt das Irrtümliche durch
Vergleichungen, erklärt das Dunkle aus räumlichen, zeitlichen und sach-
lichen Bedingungen und läßt durch zusammenhängende Darstellung das
Bild der Vergangenheit vor uns neu erstehen. Von Bedeutung für die
Erforschung der ältesten Kulturgeschichte ist die (vergleichende) Sprach-
forschung geworden.
3. Hilfswissenschaften der Geschichte. Da die Geschichte keinen
Fortschritt übersehen darf, so müssen ihr alle Wissenschaften dienen.
Ihre besonderen Hilfswissenschaften sind: die Geographie (Erd-
kunde), die den Schauplatz der Geschichte und die Beziehungen zwischen
Land und Leuten zeigt, die Chronologie, welche die Zeitrechnung und
die Zeitfolge verstehen lehrt, die Ethnographie (Völkerkunde), welche
die Eigentümlichkeiten der Völker schildert, die Statistik, welche die
Zustände des öffentlichen Lebens beobachtet, in Zahlen ausdrückt und
daraus allerlei Schlüsse auf die geistige Entwickelung macht, die Archäo-
logie (Altertumskunde), welche die Denkmäler aus alter Zeit, die
Heraldik, welche Wappen, die Numismatik, welche Münzen kennen und
verstehen lehrt.
Wie das menschliche Geschlecht selbst eine Einheit, so ist auch seine
Geschichte eine untrennbare Kette. Der bessern Übersicht wegen hat man
sie jedoch nach wichtigen oder epochemachenden Ereignissen in Perioden
eingeteilt. Die Grenzscheide zwischen der alten und neuen Zeit bildet
die Geburt Jesu und die Ausbreitung des Christentums unter den
Kulturvölkern der alten Welt.
Man teilt die Geschichte gewöhnlich in folgende Zeitabschnitte (Welt-
oder Zeitalter) ein:
1. Geschichte des Altertums von den ältesten Zeiten bis zum
Beginn der Völkerwanderung (im Jahre 375 n. Chr.) — oder auch
bis zur Auflösung des weströmischen Reiches (im Jahre 476 n. Chr).
2. Geschichte des Mittelalters bis zur Reformation (Anfang
des 16. Jahrhunderts).
3. Geschichte der Neuzeit bis zur Gegenwart.
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298
In seinem Testamente sagte der große König: „Ich habe mich mit
allen Kräften bestrebt, den Staat glücklich und blühend zu machen. Ich
habe Gesetz und Gerechtigkeit herrschen lassen; ich habe Ordnung und
Pünktlichkeit in die Finanzen gebracht; ich habe in die Armee jene
Mannszucht eiugeführt, wodurch sie vor allen übrigen Truppen Europas
den Vorrang erhalten hat. — Meine letzten Wünsche werden der Glück-
seligkeit meines Reiches gelten. Möge es stets mit Gerechtigkeit, Weisheit
und Nachdruck regiert werden! Möge es durch die Milde seiner Gesetze
der glücklichste, möge es in Rücksicht auf die Finanzen der am besten
verwaltete, möge es durch ein Heer, das nur nach Ehre und edlem
Ruhme strebt, der am tapfersten verteidigte Staat sein! O möge es in
höchster Blüte bis an das Ende der Zeiten fortdauern!"
12. Wie der Kulturzustand im Zeitalter Friedrichs des Großen
war. Frankreich hatte seit dem 17. Jahrhundert Geist, Sitte, Sprache
und Geschmack in Europa beherrscht. Da brachte der Preußenkönig
Friedrich der Große durch seine Kriegsthaten, sein kräftiges
Auftreten als Herrscher und seine bedeutende Persönlichkeit
in das hiusiechende nationale Bewußtsein der Deutschen neues
Leben und neue Triebe und erweckte ein frisches und freudiges Selbst-
gefühl, das auch die Dichter und Sänger ergriff. Stand der König
der deutschen Litteratur und ihrer aufstrebenden Bewegung selbst auch
fremd gegenüber, so kam dennoch, wie Goethe sagt, „der erste wahre
und höhere Lebensgehalt durch Friedrich den Großen und die Thaten
des siebenjährigen Krieges in die deutsche Poesie/'
In jener Zeit begann ein mächtiger Aufschwung des geistigen Lebens
in Deutschland, welcher zur herrlichsten Blüte der deutschen Poesie führte.
Durch Friedrichs Thaten empfingen Dichter wie K leist,
Gleim in Halberstadt (Kriegslieder), Ramlerin
Berlin (Oden), die einem preußischen Dichterkreise
angehörten, unmittelbar Anregung und Stoffe für
ihre Muse. Vorläufer der kommenden besseren Zeit
waren Haller („Alpen"), Hagedorn (Episteln,
Fabeln) und der von Friedrich für den vernünftigsten
deutschen Gelehrten erklärte Gellert in Leipzig
(Fabeln, geistliche Lieder). Die Blütezeit eröffnete
Klopstock; ihm folgten Lessing und Herder; ihren
Höhepunkt erreichte sie in Goethe und Schiller.
/.Klopstock (1724—1803) ist der Sänger der Liebe
zu Gott und dem Vaterlande in einer erhabenen
Sprache („Messias", Oden, biblische Dramen). —
Gotthold Ephraim Lesfing (1729—1781) ist der
- scharfsinnige deutsche Kritiker, der Schöpfer der
klassischen Prosa und der Reformator der
deutschen Nationallitteratur. In die Kunst-
„ ietfre brachte er neue Ansichten und klare Ziele
Statutm Braunsthweig („Laokoon"), in das Drama Wahrheit, Leben,
von Rietschel. kunstvollen Bau und den fünffüßigen Jambus
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich_der_Große Friedrich Goethe Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Hagedorn Friedrich Friedrich Goethe Schiller Gotthold_Ephraim_Lesfing Rietschel
Extrahierte Ortsnamen: Europas Frankreich Europa Deutschland Gleim Halberstadt Berlin Leipzig
— 341 —
drängte die ultramontane Hofpartei, an deren Spitze die Kaiserin Enge nie
stand. Sie war eine spanische Gräfin, schön aber eitel. Ihre Putzsucht
und die leichten Sitten am Hofe gaben dem Lande ein schlechtes Bei-
spiel. Sie mischte sich oft und gern in Regierungsgeschäfte. Die welt-
liche Herrschaft des Papstes wollte sie erweitern und ihrem Sohne „Lulu"
die Regierung sichern. So ward denn der Krieg gegen Preußen be-
schlossen. Die Gelegenheit fand sich bald. Die Besetzung des spanischen
Thrones gab den besten Vorwand. Die Spanier hatten nämlich ihre
sittenlose Königin Jsabella verjagt und nach mancherlei Wirrnissen
dem Prinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, einem
entfernten Verwandten unsres Königshauses, den Thron angeboten. Da
brach ein Sturm des Unwillens in Frankreich los: „Auch in Spanien
ein Hohenzoller? Nimmermehr!" Der französische Minister der aus-
wärtigen Angelegenheiten, Herzog von Gramont, ließ durch den
französischen Botschafter Benedetti den König von Preußen in Ems
ersuchen, dem Prinzen Leopold die Annahme der Krone zu verbieten. Der
König wies diese Zumutung ab, da er dazu kein Recht habe; Leopold aber
trat von selber zurück. Nicht zufrieden damit, verlangte der Herzog von
Gramont vom Könige ein Entschuldigungsschreiben an seinen Kaiser und
wies gleichzeitig Benedetti an, von dem Könige das Versprechen einzuholen,
niemals einen Hohenzoller den spanischen Thron besteigen zu lassen.
Der König lehnte diese unerhörte Forderung ab (13. Juli); Benedetti
versuchte aber trotzdem, der Weisung aus Paris folgend, sich von neuem
mit ähnlichen Zumutungen Gehör zu verschaffen, allerdings ohne Erfolg.
Der König empfing ihn nicht mehr in dieser Angelegenheit, ließ ihm
vielmehr sagen, er habe ihm nichts weiter mitzuteilen, und verwies ihn
im übrigen an seine Regierung. Das nahm die französische Regierung
als Grund zum Kriege, und die französische Kammer beschloß fast ein-
stimmig den Krieg (15. Juli). Die Kriegserklärung erfolgte den 19. Juli.
Kopflos stürzten sich Kaiser und Volk in einen verhängnisvollen Krieg,
der Kaiser, um seinen wankenden Thron durch Blut zu befestigen, das
Volk, um sein Gelüst nach Rache und Kriegsruhm zu befriedigen. Heer
und Volk feierten in ihrem Übermute schon den siegreichen Einzug in
Berlin, besonders da der französische Kriegsminister versichert hatte,
daß die Rüstungen bis auf den letzten Knopf vollendet seien. — König
Wilhelms Heimkehr von Ems nach Berlin gestaltete sich zu einem
Triumphzuge, bei dem Liebe und Vertrauen, Mut und Vaterlandsliebe
überall, in den neuen wie in den alten Provinzen, hell aufloderten. Auch
Süddeutschland reichte begeistert dem Norden die Hand zum
gemeinsamen Kampfe, und so hatte der Erbfeind All-Deutsch-
land geeint. Was deutsch war in den fernsten Winkeln der Erde, das
jubelte und sandte Grüße und Geld. Überall klang Max Schnecken-
burgers „Wacht am Rhein", und das Volk arbeitete wie Anno 1813
für den Krieg und die Pflege der Verwundeten. Von früh bis spät war
der König thätig. Seine rechte Hand war Graf Bismarck, der eherne
Mann von Rat und That, sein „treuer Korporal" der Kriegsminister von
Roon und sein großer Schlachtendenker der schweigsame Generalstabs-
Hkkh
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Extrahierte Personennamen: Leopold_von_Hohenzollern-Sigmaringen Leopold Benedetti Leopold Leopold Leopold Leopold Benedetti Wilhelms Max_Schnecken- Max Graf_Bismarck
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien Paris Berlin Berlin All-Deutsch- Rhein"
H?om Oeist der Keschichte.
1797.
Johann Gottfried Herder, Briefe zu Beförderung der Humanität.
(Suphan, Band 18.)
Wenn in einem Felde der Wissenschaft menschliche Gesinnungen
herrschen sollten, so ist's im Felde der Geschichte: denn erzählt diese
nicht menschliche Handlungen? und entscheiden diese nicht über den
Wert des Menschen? bauen diese nicht unsers Geschlechts Glück und
Unglück?
Man sagt: „Die Geschichte erzähle Begebenheiten" und ist beinah
geneigt, diese für so unwillkürlich, ja für so unerklürbar anzusehen,
wie man in den dunkelsten Jahrhunderten die Naturbegebenheiten nicht
ansah, sondern anstaunte. Ein erregter Krieg oder Aufruhr gilt der
gemeinen Geschichte wie ein Ungewitter, wie ein Erdbeben; die ihn
erregten, werden als Geißel der Gottheit, als mächtige Zauberer be-
trachtet; und damit gnug!
Eine Geschichte dieser Art kann die klügste oder die stupideste
werden, nachdem der Sinn des Verfassers war.
Die stupideste wird sie, wenn sie in einem sogenannt großen
und göttlichen Mann alles bewundert, und keine seiner Unternehmungen
an ein Richtmaß menschlicher Vernunft zu bringen sich erkühnet.
Manche morgenlündische Geschichten von Nadir-Schah, Timur-Long
u. s. f. sind so geschrieben; wir lesen eine lobjauchzende Epopöe, mit
einer dürren oder abscheulichen Thatenreihe fröhlich dnrchwebet.
Europa hat an diesem morgenlündischen Geschmack vielen Anteil
genommen, nicht etwa nur in den Zeiten der Kreuzzüge, sondern auch
in den meisten Lebensbeschreibungen einzelner Helden, in der Geschichte
ganzer Sekten, Familien und Familienkriege. Man staunt, wenn
man die Andacht und Anhänglichkeit des Schriftstellers an seinen ver-
ehrten Gegenstand wahrnimmt, und kann nicht anders sagen, als: „er
hat aus dem Becher der Betäubung getrunken; Wein der Dämonen
hat ihm die Sinne benebelt."
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Extrahierte Personennamen: Johann_Gottfried_Herder Johann
76
Erich Marcks.
und religiöser Überzeugung gefunden hat, dessen sein Wesen bedurfte;
blitzende Kämpfe im Dienste seines Königs und seines Standes — und
dann die Erziehung des Staatsmannes zum Führer seiner Zeit. Er
verarbeitet zögernd, widerwillig und dann schöpferisch in sich die
Forderungen seiner Nation und fügt sie schließlich in sein Leben und
sein Wollen ein. Ein Preuße von ganzer Seele, ergreift er im Sinne
seines Staates, vom großen Ehrgeize Friedrichs Ii. getragen, die Auf-
gaben der deutschen Welt. Und immer freier, Heller, weiter faßt er sie
auf; immer höher steigt er selber empor: der widerstrebend sich mit
den Kräften seiner Gegenwart durchdrungen hat, nun durchdringt er
jene mit seinem persönlichen Selbst: er handelt, er ringt, ein Kämpfer,
ein Vernichter, ein Neuerbaner, scharf, leidenschaftlich, in jenem höchsten
Streben des Genius, sich selber machtvoll und rücksichtslos durchzusetzen,
weil er das Leben und die Zukunft bringen kann. Für oder wider
ihn, das wird der Schlachtruf, nach dem sich die Menschen sondern;
und in dem gewaltigsten Jahrzehnt unserer neueren Geschichte wird
jeder seiner Schritte ein Sieg und jeder seiner Siege eine That der
nationalen Erfüllung. Er vollendet die alte Arbeit seines Preußens;
er wird zum Deutschen; er wird der Gründer des Deutschen Reichs.
Aber die Höhe, die er erreicht hat, der Jubel, der den ehemals Ge-
haßten nmbraust, der Abschluß, den er scheinbar errungen — sie be-
friedigen ihn nicht. Er geht, mit der Partei zusammen, mit der gemein-
sam er gesiegt hat, an den Ausbau des neuen Werkes und führt, mit
ihr verbündet, neuen schicksalsvollen Kampf. Allein die liberale Welt
ist doch im Grunde die feine nicht; die wirtschaftlichen Gegensätze, die
sozialen Nöte, die mit dem Siege des liberalen Prinzips zugleich und
aus ihm heraus in die Welt gekommen sind, ergreifen ihn mehr und
mehr. Und während ihn der kleinere Streit des Tages zu umstricken
und zu lähmen scheint, zieht er sich, in jenen inhaltsschweren Monaten
von 1877, in die Einsamkeit seines Landsitzes zurück und stellt die
Fragen einer neuen Lebensaufgabe vor sich auf: was ringsum gährt
und tobt, er verarbeitet es in machtvoller, seelischer Sammlung.
Wiederum wird er der Inbegriff des Lebendigen, des Notwendigen,
das sich am neuen Tage durchringen will, und als er in die Welt
zurückkehrt, bringt er ein neues System staatlicher und nationaler
Zusammenfassung mit; er macht die drängenden Wünsche und Klagen,
die Ansprüche, die Gedanken zur staatsmännischen That. Und auch sie
hat er noch vollbracht: die Wirtschaft seines Landes nach außen hin
abgeschlossen und innen hundertfach bereichert; seinem Reiche durch die
neuen Zölle erst die finanzielle Selbständigkeit des Daseins gesichert;
seinem Staate, seiner Monarchie, seinem Kaisertum eine ganze Welt
neuer Pflichten, tieferer Bestrebungen, innerlicherer, sittlicher und
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Gedenkworte.
77
politischer Macht erobert. Von neuem trat ihm der Widerstand der
von dieser Flut schöpferischer Pläne Überraschten oder Bedrohten in
den Weg; zum zweitenmal wurde er der Führer einer umwälzenden
allgemeinen Bewegung; und zum zweitenmal hat er, im wichtigsten,
gesiegt. Da wurde die Krone seines Kaisers zum echten Wahrzeichen
des aufwärts- und vorwärtsdringenden deutschen Lebens; Wohlstand
und Arbeit schlossen sich um ihn zusammen. Die großen Probleme
sozialen Kampfes und der sozialen Heilung hat er zuerst, nach seiner
Art, aber mit gewaltiger und bahnbrechender Wucht, mitten in die
staatliche Wirklichkeit hineingerückt. Und dies sein Deutschland, das er
so von neuem einte und beflügelte, blieb, so lange er es regierte, unter
den Mächten des Kontinents die erste; er umgab es mit sichernden
Wällen eigener Kraft und fremden Beistandes; er wies ihm noch selber,
da die Stunde neuer Entwicklungen nahte, die Bahnen aus europäisch-
engem Kreise hinaus in die Weiten des Erdballs, die Bahnen über die
Meere hinweg, zur Handels- und Seegewalt inmitten der Welt. Un-
auslöschlich hat er einer neuen Epoche die Spuren seines Wirkens ein-
geprägt; alles deutsche Dasein hat er damals, ob nun in zähem Wider-
streite oder im Jubel hingegebener Begeisterung bis in die Tiefen hinein
mit seinem Wesen durchtränkt. Als er ein Siebziger wurde, da stand
er erst ganz auf dem Gipfel seiner Kraft und seiner Erfolge, der
Gründer und der Nenbildner dieses Reiches, ja dieses Volkes; und
wenn man es je von einem Menschen sagen konnte: Fürst Bismarck
war damals die deutsche Nation.
Wo ist der Sterbliche, von dem man Größeres verkünden dürfte?
Von wie wenigen nur hat je das Gleiche oder das Annähernde ge-
golten; und von wem darf es gelten unter den Genien unseres
Volkes? Hoch ragt die Macht seiner Thaten und seines Einflusses
über den wesensverwandten Freiherrn von Stein hinweg; nur drei
sind es, die wir neben ihm nennen dürfen, die gewaltigsten Träger der
Lebensalter unserer neuen Geschichte: Goethe, Friedrich Ii. und Martin
Luther. Auch jene drei sind heute noch mit uns und in uns lebendig,
jeglichen Tag; ihre Einwirkung ist unermeßlich; hat einer von ihnen
so sehr das Ganze seiner Welt ergriffen wie Bismarck? Hat sich, als
sie starben, so jeder Kreis des deutschen Lebens, in gutem oder in
bösem Willen, mit ihnen auseinandersetzen gemußt wie heute mit ihm?
War so die Trauer der Hunderttausende und der Millionen um sie
vereint? Am ehesten um den mächtigsten von ihnen, um den. dessen
Schicksal es war, daß er unser Volk, indem er es emporriß und auf
weite Jahrhunderte hinaus belebte, zugleich mit dem Fluch der inneren
Zerspaltung treffen mußte. Als Martin Luther starb, da ging wohl
wirklich der Schauer durch alle Gaue und alle Lande hin wie heute,
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Extrahierte Personennamen: Fürst_Bismarck Goethe Friedrich_Ii Friedrich Martin
Luther Martin_Luther
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Adolf Trendelenburg.
So stieg Friedrichs Staat empor, durch einen Gedanken ge-
tragen; so blühte er in den neu erregten Kräften auf, so stand er
da, auf das starke Schwert gestützt, — und Friedrichs Staat war
Preußen.
Ja, Preußen, aber ein un deutsch es Preußen, sagt man, ein
Preußen, das die Waffen gegen Deutsche kehrte, dem deutschen Reich
den Todesstoß gab und den deutschen Geist mit französischem Wesen
verfälschte.
In der Geschichte ist noch die Bahn keines großen Mannes rein
geblieben, wie die Idee, und auch Friedrichs Bahn hat ihre Flecken.
Aber es war vor allem nicht Friedrichs Schuld, daß in Deutschland
der innere Grund des dreißigjährigen Kampfes auch während der nächsten
hundert Jahre nicht gehoben und geheilt war. Daß Friedrich mit
jugendlichem Mut für seine Ansprüche, für eine Lebensbedingung seines
werdenden Staates gegen Österreich zog, das wurde zur Gewalt, die
sein ganzes Leben bestimmte, und er hat sie bezwungen. Daß er die
Waffen gegen Deutsche kehrte, das hat er Deutschland, wenn möglich,,
wieder gut gemacht, als er den Kampf mit halb Europa bestand, und
die deutschen Waffen gegen Rußland und Frankreich zu nie gekannten
Ehren brachte. Schon der große Kurfürst war der tapfere Hort Deutsch-
lands gegen Frankreich gewesen. Friedrich schien im ersten schlesischen
Kriege, da er ein Bündnis mit Frankreich schloß, des hochherzigen
Beispiels zu vergessen und französische Einmischung in Deutschland zu
begünstigen. Er schien zu vergessen, daß er als Kronprinz in seinen
Betrachtungen über den gegenwärtigen Zustand des europäischen Staaten-
körpers das Verfahren Frankreichs gegen Deutschland mit den Listen
Philipps von Macedonien gegen Griechenland und mit den Anmaßungen
der Römer in fremden Angelegenheiten verglichen hatte?) Aber Friedrich
zeigte in der Politik, daß er sich nicht entäußerte, sondern sich selbst
besaß. Im rechten Zeitpunkt kehrte er um. Er durchschaute die fran-
zösischen Pläne, die, wie er in der Geschichte seiner Zeit sagt, weder
mit der deutschen Freiheit noch mit der Erhebung der preußischen Macht
verträglich waren. Wer die umsichtige Darlegung in der angeführten
Stelle des vierten Kapitels liest, wird eingestehen, daß Friedrich auch
da nicht des deutschen Wesens vergaß, wo es sich selbst zu bedenken zu
schwach war. Friedrich befreite Deutschland von der französischen Ab-
hängigkeit — und das war eine deutsche That. Allein auf dem Grund
von Friedrichs Kraft ist in späterer Zeit die Westgrenze Deutschlands
stark und fest geworden, welche dem Feinde, so lange dort fast nur geist-
liche Staaten lagen, so lange der Rhein, um den alten Ausdruck zu ge-
i) Considérations sur l’etat présent du corps politique de l’Europe.
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Extrahierte Personennamen: Adolf_Trendelenburg Adolf Friedrichs Friedrichs Friedrichs Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Philipps Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Friedrichs Deutschland Deutschland Europa Frankreich Frankreich Frankreich Deutschland Frankreichs Deutschland Macedonien Griechenland Deutschland Friedrichs Deutschlands Rhein